Der Tölzer Schützenmarsch und die Moderne
Wim Mauthe erinnert sich bei der Eröffnung der Fischinger Reihe an seine Anfänge als Maler und Musiker
von Elke Wiartalla im Allgemeinen Anzeigenblatt Mai 2009
... Einen facettenreichen Vorgeschmack erhielten die Besucher zum Auftakt des Veranstaltungsreigens. Der gebürtige Fischinger Dr. Wim Mauthe, der inzwischen im klimatisch milderen Freiburg lebt, ist stolz auf seine Wurzeln. Beim Klassentreffen im vergangenen Jahr ließ er sich für die Eröffnung der Fischinger Kulturzei gewinnen, wo er sich nun nicht nur als Maler, sondern mit seiner "Jazz Affair" in gewohnter Weise als erstklssiger Musiker mit tiefschwarzem New-Orleans-Sound präsentieren.
Seine Verbundenheit mit dem Heimatort und seine Entwichlung als Künstler erklärte Wim Mauthe bei der Vernissage kurz selbst. Gern erinnere er sich an seine Fischinger Jahre, als sich sein Vater als Zahnarzt vom Maler Rudolf Pfannenstiel für die Behandlung stets mit einem Kunstwerk entlohnen ließ. Im ganzen Haus haben die Bilder des Patienten gehangen und der junge Wim sei so auch zur Malerei gekommen. Während andere auf dem Fußballplatz zu finden waren, habe er sich mit dem Lehrer an den Auwaldsee gesetzt und das Rubihorn gemalt. "Ihn zu beobachten und ihm vieles abzuschauen, war damals die beste Malschule", meinte Wim Mauthe.
Auch an einen zweiten Fischinger Lehrmeister erinnert sich Mauthe gern. Martin Gogl als Dirigent der Fischinger Musikkapelle gab ihm fünf Jahre Klavierunterricht. Experimente hatten damals keinen Platz und als Mauthe darum bat, mal etwas Modernes einüben zu dürfen, sei Gogl das Wagnis des "Tölzer Schützenmarsches" eingegangen, so der Jazzmusiker heute schmunzelnd. Zum Klavier sei die Klarinette hinzu gekommen, später das Altsaxophon und das Akkordeon, schildert der Autodidakt.
Malerei und Musik haben Mauthe von jeher gleichermaßen fasziniert: "In beidem gibt es schrille Töne, warme Farben und harmonische Klänge." All diese Facetten sind auch in seinen Bildern zu finden. "Abstrakte Malerei und Anklänge von Steinzeitsymbolik", so umschreibt der Maler selbst seine Kunstwerke, von denen er 42 neue Acrylbilder für die Ausstellung in der "Fiskina" ausgewählt hat.
Der Schönheit auf der Spur
von Rosemarie Schwesinger in der Allgäuer Rundschau Dez. 2017
... Eine spannungsvolle Ausstellung fügt sich in das historische Gemäuer des Oberstorfer Kunsthauses Villa Jauss. Mit einer umfangreichen Bilderschau präsentieren die Allgäuer Künstler Werner Specht und Wim Mauthe ihre höchst ambivalente malerische Sicht der Dinge. Trotz aller Unterschiede im Werk und Vita eint diese beiden Multitalente eine "traumtänzerische" Bessesenheit für die Kunst in nahezu allen Ausdrucksformen. Sie malen, machen Musik und schreiben - eins so virtuos wie das andere.
Im Untergeschoss der Villa beherrscht Wim Mauthe, 1947 in Oberstdorf geboren, die Szene. Exponate aus seiner malerischen Frühphase wechseln mit Arbeiten späterer Jahre und zeigen die kontinuirliche Entwicklung dieses von Matisse und Klee inspirierten Künstlers auf. Seine Leitthemen seien Tod und Leben, sagt Mauthe. Und dass "Schönheit in der Welt an der Grenze zwischen Chaos und Ordnung" enstünde. So schweben bei einigen seiner Bilder Gestalten und Gegenstände scheinbar schwerelos im Raum, fügen sich winzige Zeichen und archaische Skizzen zu geheimnisvollen Hieroglyphen. ...